Das NiSi 9mm F2.8 für Micro-Four-Thirds

von Maro Moskopp

Es sollte für Landschaften sein, für Gegenlicht, für Innenaufnahmen von Kirchen und für Sonnensterne.

Für dieses Feld hatte ich 6 Objektive auf dem Zettel, das NiSi ist es geworden und hat die Erwartungen erfüllt.

- Sonnenstern klar definiert, regelmässig, schon bei grossen Öffnungen effektiv nutzbar. Ausgefranste Sonnensterne mit unterschiedlich langen Strahlen und unregelmässigen Winkeln möchte ich keinem zeigen, das NiSi ist (neben dem TT Artisan 10mm f2) darin perfekt. Der Sonnenstern ist optimal ausgeprägt bei f11. Es können Geisterbilder / Flares entstehen, zwar schwach, aber da. Grössere Blenden wie 4 oder 5,6 machen schwächere Geisterbilder, f16 stärkere. Die Position der Sonne im Bild hat Einfluss: Günstig sind die Bildmitte oder weit aussen kurz vor der Bildecke.

- Schärfe gleichmässig und hoch, Offenblende voll nutzbar, keine Bildfeldwölbung, astreine Zentrierung. Andere teure Namen (das 9mm mit dem roten Punkt) haben diese Eckenschärfe nicht. Eine Lichtstärke von 1,7 oder 2 nutzt mir nichts, wenn scharfe Ergebnisse erst oberhalb von Blende 4 kommen.

- Farbabstimmung gleichmässig von Mitte bis Ecke, das ist besonders bei grauem Himmel notwendig, damit die Ecken nicht farblich abdriften. Das NiSi ist perfekt, ein anderes teures China-Objektiv aus meinem Bestand ist zwar sehr scharf, aber Eckenfarbe und Eckenhelligkeit sind zuweilen ein Problem: die falsche Eckenfarbe ist schlecht korrigierber und dunkle Ecken bei tiefblauem Himmel rauschen halt viel früher, beim NiSi brennt da nichts an.

- Bildwinkel ist eine subjektive Vorliebe und natürlich auch von der Willkürlichkeit des Motivs abhängig. Ich habe gute Zooms ab 12mm und eine Festbrennweite von 7,5mm, die ist mir manchmal dann doch zu heftig. Das NiSi 9mm passt harmonisch dazwischen. Ein anderes 10mm zum Test entpuppte sich als mindestens 10,5mm, das mag sich übertrieben kritisch anhören, aber effektiv war der horizontale Bildwinkelabstand des 10mm zum 12mm Zoom (in raw) nur noch ca. 5%. Dafür trage ich keine zusätzliche Linse durch die Gegend. Die Angabe von NiSi von 9mm passt dagegen.

- Die Unendlich-Markierung passt.

- Neben optischen Eigenschaften ist auch die Bedienung wichtig. Entfernungsring und Blendenring des NiSi sind ergonomisch sehr gut, der Blendenring gleichabständig und weit genug vom Fokusring entfernt. Andere Objetive haben teils sehr fummelige Blendenringe oder stark ungleichmässige Abstufungen.

- Das NiSi hat ein Filtergewinde. Es ist, da für APS-C gerechnet, mit 67mm nicht klein. Eine Anregung wäre, die Version für mfT mit z.B. einem 58mm-Filtergewinde und einem schlankeren Front-Tubus auszustatten, das würde das Objektiv merklich kompakter werden lassen und besser zum mfT-Konzept passen. Das sollte konstruktionsmässig mit vertretbarem Aufwand umsetzbar sein und das Profil des 9mm, seine Wettbewerbsposition, verbessern.

- Es gibt kleinere Objektive in dieser Klasse, leichtere, günstigere, etwas schärfere. Aber alle Mitbewerber haben irgendwo eine Engstelle, die nennenswert stört. Das NiSi 9mm ist sehr seriös konstruiert mit einer gleichmässig hohen und abgerundeten Leistung, und genau deshalb bleibt es hier.